In Südkorea ist jetzt der Trend „Freitag nach der Arbeit nach China fliegen“ populär geworden, wobei Shanghai das beliebteste Reiseziel ist. Daher erfreut sich auch die koreanische Version des Servicehandbuchs für Ausländer in Shanghai großer Beliebtheit. Die 500 Exemplare, die an der ehemaligen Stätte der Provisorischen Regierung der Republik Korea in der Madang-Straße ausgelegt wurden, waren in weniger als vier Stunden komplett vergriffen. Frau Kim aus Soul, die zum ersten Mal in Shanghai war, blätterte immer wieder durch das Handbuch. „Das Koreanisch ist sehr authentisch. Es enthält Informationen über Essen, Sehenswürdigkeiten, Zahlungsmittel und vieles mehr. Es ist äußerst praktisch“, sagte sie.

Heute ist das Servicehandbuch „Ein Ratgeber für Ausländer in Shanghai“ in sechs Sprachen erhältlich: Englisch, Französisch, Japanisch, Deutsch, Koreanisch und Spanisch. An der Übersetzung und Überprüfung hat sich eine engagierte Gruppe von in Shanghai lebenden ausländischen Personen beteiligt. Sie sind Shanghais „Internationale Erfahrungsoffiziere“ und geben aus der Perspektive von Ausländern wertvolle Anregungen zur Verbesserung der ausländerbezogenen Dienstleistungen der Stadt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Stimmen der ausländischen Einwohner gehört, ihre Anliegen berücksichtigt und ihre Probleme gelöst werden können.

Das Team ist mittlerweile auf 100 Mitglieder angewachsen und repräsentiert 37 Länder auf fünf Kontinenten. Die Mitglieder sind in den verschiedensten Bereichen tätig, darunter Kultur und Medien, Bildung und Gesundheitswesen, Technologie und Fertigung sowie Finanz- und Handelswesen. Sie sagen stolz: „Wir sind Ausländer, aber keineswegs Fremde.“

Mitarbeiter des Amtes für auswärtige Angelegenheiten der Shanghaier Volksregierung haben bemerkt, dass die Internationalen Erfahrungsbeauftragten ein starkes Verantwortungsgefühl zeigen und bereit sind, in ihrer Freizeit ehrenamtlich zu arbeiten.

Iwai Hukashi, stellvertretender Generaldirektor der Tokio Marine & Nichido (China), war im vergangenen Jahr an der Übersetzung der japanischen Version des Handbuchs beteiligt. Er erinnert sich, dass sich in weniger als zwei Tagen nach der Veröffentlichung des Aufrufs 21 Mitarbeiter freiwillig gemeldet hatten, darunter 8 Japaner. „Wir hatten die englische Version des Handbuchs als Grundlage. Es ging nicht um eine einfache Übersetzung vom Englischen ins Japanische, sondern darum, die Anwendungsszenarien des Handbuchs zu berücksichtigen“, erklärte er. Nach Abschluss der Arbeit fühlten sich viele Mitglieder des japanischen Teams „sehr bereichert“. Durch die Übersetzungsarbeit entdeckten sie zahlreiche Sehenswürdigkeiten in Shanghai, die sie noch nicht besucht hatten, und planten, diese an den Wochenenden zu erkunden.

Iwai Hukashi (Mitte) arbeitet mit seinen Kollegen zusammen [Fotoquelle: Shanghai Observer]

In diesem Jahr wird das Servicehandbuch weiter optimiert und verbessert. Auf Anregung der Internationalen Erfahrungsbeauftragten werden neue Inhalte hinzugefügt, darunter internationale medizinische Versorgung, Hotel-Check-ins und wichtige Veranstaltungen in Shanghai.

Rechtzeitiges Feedback bei Problemen ist für viele Internationale Erfahrungsoffziere zu einer alltäglichen Gewohnheit geworden. Im vergangenen Jahr bemerkte Edwin Montealegre, Internationaler Erfahrungsoffizier aus Costa Rica und Gründer einer Musikproduktionsfirma in Shanghai, dass seine persönlichen Daten bei der Übermittlung an eine Plattform eines Finanzinstituts immer wieder abgelehnt wurden. Der Grund: Sein englischer Name besteht Ausgehend von einem Hinweis wurden kleine Engpässe identifiziert, die dazu beitrugen, eine bestimmte Problemkategorie in Shanghai effektiv zu lösen. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die ausländischen „Spechte“ auf die Optimierung der Visumbeantragung, Sprachbarrieren, politische Dienstleistungen und Alltagsinformationen konzentriert. Sie haben mehr als 300 Vorschläge eingereicht, darunter Probleme wie Schwierigkeiten bei der Buchung von Hotels, beim Kauf von Eintrittskarten für Sehenswürdigkeiten, bei der Eröffnung von Bankkonten und bei der Verifizierung von Mobilen Apps. Viele dieser Probleme konnten inzwischen gelöst werden. Beispielsweise berichteten mehrere Testpersonen, dass ausländische Gäste in Shanghai nicht in kleinen Hotels übernachten konnten. Seit März letzten Jahres gilt jedoch die Regelung, dass alle Hotels in Shanghai Gäste aus allen Ländern und Regionen beherbergen dürfen.

Internationale Erfahrungsoffiziere besuchen das All-in-One Dienstleistungszentrum für internationale Reisende im Terminal 1 des Flughafens Shanghai Hongqiao [Fotoquelle: Shanghai Observer]

Internationale Erfahrungsoffiziere besuchen Finanzinstitut [Fotoquelle: Shanghai Observer]

Internationale Erfahrungsoffiziere erleben den internationalen medizinischen Service in Shanghai [Fotoquelle: Shanghai Observer]

Die „Mission“ der internationalen Erfahrungsoffziere beschränkt sich nicht mehr auf das „Sammeln von Erfahrungen“. Sie kennen Shanghai, dann verstehen sie die Welt, und sie werden immer mehr zu wertvollen Beratern für die Regierungsbehörden bei der Ausarbeitung relevanter Richtlinien. „Man sollte mehr auf die Meinung der internationalen Erfahrungsoffiziere hören“, wurde bereits in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt.

„Ihr aufrichtiger Einsatz ist die größte Motivation und der größte Ansporn  für unsere Arbeit.“, erklärte ein Mitarbeiter des Amtes für auswärtige Angelegenheiten der Shanghaier Volksregierung. In Zukunft soll ein noch lebenswerteres und komfortableres Arbeits- und Lebensumfeld für Ausländer in Shanghai geschaffen werden, um ihnen die Ankunft, Integration und das Einleben in Shanghai zu erleichtern.

Quelle: Shanghai Observer