Chinas Tatkraft – Ein Vorbild aus Shanghai

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Von Andreas G. Scholz, Vorsitzender der Geschäftsführung, dfv Euro Finance Group

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Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich das Glück, nach Shanghai zu reisen, um an einem bedeutenden Finanzereignis teilzunehmen – dem Lujiazui-Forum 2025. Dieser Besuch war gleichzeitig ein Gegenbesuch. Im November des letzten Jahres, während der 27. EURO FINANCE WEEK, hatte eine hochrangige Delegation aus Shanghai Frankfurt am Main besucht und an der „China-Tag“-Veranstaltung teilgenommen. Diesmal war mein erster Shanghai-Besuch. Im Vergleich zu anderen Megastädten der Welt ist Shanghai wirklich sehr besonders. Es ist erfüllt von einer einzigartigen Energie, außerordentlich anziehend und dynamisch, geradezu atemberaubend.

Nach der Ankunft am Flughafen Pudong gibt es hauptsächlich zwei Möglichkeiten, in die Innenstadt zu gelangen: Mit einem Elektroauto über die moderne Autobahn oder mit der Magnetschwebebahn, die einen in nur 7 Minuten „schwebend“ ins Stadtzentrum bringt. Wir haben beide Möglichkeiten ausprobiert: Für die Hinfahrt haben wir die Autobahn und für die Rückfahrt die Magnetschwebebahn gewählt.

Die Magnetschwebetechnologie hat ihren Ursprung in Deutschland, wurde dort aber nie wirklich breit angewendet. Deutschland hatte einst vorgehabt, eine Magnetschwebebahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg zu bauen, mit einer Fahrzeit von weniger als einer Stunde. Das Bundesland Bayern hatte auch vorgeschlagen, das Münchner Stadtzentrum mit dem 30 Kilometer entfernten Flughafen über eine Magnetschwebebahn zu verbinden, wodurch die Fahrt auf nur 10 Minuten verkürzt worden wäre. Diese Pläne scheiterten letztendlich alle.

Bis heute kann man vom Flughafen München ins Stadtzentrum nur mit den S-Bahn-Linien S1 oder S8 fahren. Selbst bei optimalen Bedingungen dauert dies etwa 40 Minuten – weit hinter Shanghai zurück. In Shanghai verkehrt die Magnetschwebebahn grundsätzlich alle 20 Minuten. Und wenn man von Shanghai nach Chinas Hauptstadt Beijing reisen möchte, dauert die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug, neben dem Flugzeug, nur etwas über 4 Stunden, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 350 km/h. Im Vergleich dazu ist das Flugzeug nur etwa anderthalb Stunden schneller.

Kommen wir nun zu den Elektroautos. Gleich nachdem wir auf die Autobahn aufgefahren hatten,bemerkten wir, dass die Autokennzeichen in Shanghai hauptsächlich grün oder blau waren. Schnell stellten wir fest, dass Autos mit grünen Kennzeichen Elektroautos sind, während solche mit blauen Kennzeichen herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind.

Wir bemerkten auch, dass auf der Straße viele deutsche Markenautos mit blauen Kennzeichen fuhren, während die Elektroautos meist chinesischen Marken angehörten. Offensichtlich ist der chinesische Markt für Elektroautos äußerst dynamisch. Wenn ein beträchtlicher Anteil der Fahrzeuge auf der Straße elektrisch betrieben wird, scheint die Stadt viel ruhiger zu sein. Selbst an der Kreuzung des Bunds während der abendlichen Hauptverkehrszeit war dies nicht anders. Diese Stille war beeindruckend.

Wir versuchten, in Taxis mit Alipay zu bezahlen, was in den meisten Fällen reibungslos funktionierte: Fast jeder Fahrer hatte eine laminierte QR-Code-Karte dabei; das Scannen des Codes genügte, um die Zahlung abzuschließen. Aber wir trafen auch auf einen älteren Fahrer, der ein Bündel Renminbi-Scheine in der Hand hielt und elektronische Zahlungen nicht akzeptieren wollte. Unsere chinesischen Kollegen waren sehr überrascht – wir waren wohl auf „den letzten Taxifahrer, der auf Bargeld besteht“, gestoßen.

Insgesamt befindet sich Shanghai in einem tiefgreifenden Wandel, der sich täglich erneuert. Wir besuchten ein bekanntes Fintech-Unternehmen in Shanghai, dessen präsentierte KI-Anwendungen uns stark beeindruckt haben. Dieses junge Team besteht vor allem aus vielen Mathematikern, die sich der Entwicklung von „digitalen Menschen“ widmen. Gemeint sind damit von Algorithmen erzeugte menschenähnliche Abbilder, die im virtuellen Raum mit echten Nutzern interagieren können. Als wir das Unternehmen verließen, schenkte man uns zum Abschied einen Satz wunderschöner Gedenkbriefmarken. Dies erinnerte uns auch daran: Schon mit der Erfindung der Papierherstellung hat China die Art und Weise, wie die gesamte Menschheit Informationen übermittelt, verändert.

Für uns war diese Reise äußerst gewinnbringend und hat viele neue Ideen und Inspirationen hervorgebracht. Auf dem Rückweg kamen wir unwillkürlich ins Grübeln: Die Chinesen haben eine starke Tatkraft, von der Deutschland lernen könnte. In dieser Zeit zunehmender geopolitischer Unsicherheiten werden Stabilität und Verlässlichkeit besonders wertvoll. Derzeit zeigt der deutsch-chinesische Austausch weiterhin große Dynamik, und es gibt tatsächlich vieles, was beide Seiten voneinander lernen können. In Zukunft werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, den deutsch-chinesischen Dialog voranzutreiben, insbesondere den Austausch zwischen den beiden Finanzzentren Frankfurt und Shanghai. Die nächste Gelegenheit dazu wird der „China-Tag“ der 28. EURO FINANCE WEEK sein, der im November dieses Jahres in Frankfurt stattfindet.

 

Quelle: People’s Daily

Hinweis: Dieser Artikel wird vollständig vom chinesischen Ausgangstext ins Deutsche übersetzt und kompiliert, für irgendwelche Fragen wenden Sie sich bitte an den Ausgangstext.