Marcus Hernig: 50 Jahre China-EU-Beziehungen im Zeichen des Kulturaustauschs

german.shanghai.gov.cn| 2025-09-08

Wer Brücken baut, verbindet die Flussufer; wer kulturelle Brücken baut, verbindet Kontinente, so ließ sich das Wirken von Marcus Hernig zusammenfassen.

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Marcus Hernig, ein deutscher Experte für interkulturelle Kommunikation. [Foto: The Paper]

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und EU erzählte Marcus Hernig, ein deutscher Experte im Bereich der interkulturellen Kommunikation, von seinen eigenen Erfahrungen mit dem Reich der Mitte.

Seit mehr als 30 Jahren lebt der deutsche Sozialwissenschaftler in China. Während seiner Schulzeit zeichnete er eine chinesische Landkarte, wo sein Neugier auf „die andere Hälfte der Welt“ begann. Mit 18 Jahren fing er an, Chinesisch zu lernen, und glaubte, dass die Sprache der Schlüssel zu einer anderen Kultur sei. Demnach studierte er in China und Deutschland systematisch Linguistik, Sinologie und Geschichtswissenschaft und schuf somit eine gute Grundlage für seine akademischen Forschungen.

Nun ist Hernig eine prominente Persönlichkeit auf den Gebieten Kultur und Bildung. Er arbeitet intensiv mit den Hochschulen und offiziellen Institutionen in China, Deutschland und Japan zusammen, betreut eine Vielzahl von Projekten für interkulturellen Austausch und veröffentlicht seine Bücher über chinesische kulinarische Kultur, Philosophie und Seidenstraßeninitiative.

Sein aktuelles Forschungsprojekt widmet sich den Parallelen zwischen der Hanse – einem mittelalterlichen Handelsbund mit Ursprung in Lübeck – und der chinesischen Seidenstraßeninitiative. Beide sieht er als Modelle der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regionen an, die nicht nur Waren, sondern auch Ideen austauschten und damit gegenseitiges Verständnis förderten.

2014 prägte Hernig auf einer Reise von Japan nach Deutschland den Begriff „Asiaropa“. Anfang 2025 erweiterte er das Konzept und plädiert seither dafür, asiatisches Wissen stärker in europäische Bildungssysteme zu integrieren. Seiner Überzeugung nach muss Europa die Offenheit des 17. und 18. Jahrhunderts wieder aufleben lassen, um sich aus asiatischer Perspektive selbst zu reflektieren und die Dynamik der Region verstehen zu können.

Die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai, die nächstes Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert, ist für ihn ein Musterbeispiel der chinesisch-deutschen bzw. chinesisch-europäischen Zusammenarbeit. Anstatt der Verträge machen die kulturellen Projekte, die zwischenmenschlichen Begegnungen und der Austausch von Talenten für ihn den Wert der Beziehungen aus.

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Das Bild wird vom Doubao generiert.

„Zwischen Staaten,“ so Hernig, „bestehen die Beziehungen aus unzähligen kleinen Teilen: Städtepartnerschaften, zwischenmenschlicher Austausch, kulturelle Begegnungen.“ Die Entwicklung der China-EU-Beziehungen für die nächsten 50 Jahre werden aus seiner Sicht davon abhängen, ob es gelingt, diese empathische Grundhaltung zu bewahren – und dadurch Brücken zu bauen, die über Systemgrenzen und Kontinente hinwegreichen.

 

Quelle des Ausgangstextes: The Paper