Deutscher Dirigent Markus Stenz dirigiert Werke von Richard Strauss nach 15 Jahren in Shanghai

german.shanghai.gov.cn| 2025-12-23

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Die Oper Köln gastiert am 21. Dezember 2025 in Shanghai und führt unter der Leitung des deutschen Dirigenten Markus Stenz zwei Werke von Richard Strauss auf. [Foto: Shanghai Observer]

Im Jahr 2010 sorgte die Oper Köln unter der Leitung von Markus Stenz für ein Opernspektakel in Shanghai, als sie mit einer vollständigen Aufführung von „Der Ring des Nibelungen“ in zwei Zyklen mit insgesamt acht Vorstellungen die Stadt begeisterte und nachhaltige musikalische Eindrücke hinterließ.

Nun ist Stenz nach Shanghai zurückgekehrt. Am Sonntag dirigierte er das Shanghaier Sinfonieorchester in einer leidenschaftlichen Darbietung  zweier sinfonischer Dichtungen von Richard Strauss, nämlich „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ und „Tod und Verklärung“. Bemerkenswert ist zudem die Uraufführung von „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ durch das Gürzenich-Orchester Köln.

„Die Zusammenarbeit mit einem Weltklasse-Orchester wie dem Shanghaier Sinfonieorchester ist eine große Freude. Die Musiker haben ein enormes Potenzial“, bemerkte Stenz. „Sie können direkt zum Wesen der Musik vordringen und die tief in den Werken verborgenen Geschichten und Emotionen vermitteln.“

„Till Eulenspiegels lustige Streiche“ basiert auf einer deutschen Volkssage. Der Komponist zeichnet mit lebendigen musikalischen Strichen die schelmischen Streiche des Till Eulenspiegel nach, bis schließlich ein Motiv, das den Tod symbolisiert, leise auftaucht.

„Tod und Verklärung“ hingegen ist von völlig anderem Charakter. Es schildert den Prozess, in dem ein sterbender Mensch nach den Qualen des Todes schließlich ins Licht gelangt. Strauss war bei der Komposition erst 25 Jahre alt, doch er liebte dieses Werk zeitlebens.

„Beide Werke stammen vom selben Komponisten und verwenden dieselbe musikalische Sprache, vermitteln aber völlig unterschiedliche Eindrücke“, analysierte Stenz. „Till“ stecke voller elektrisierender musikalischer Effekte und bestehe aus einer Reihe kurzer, prägnanter Elemente, zwischen denen die Streiche blitzschnell wechseln. „Die Spieler müssen höchst wachsam und agil sein, stets bereit, sich anzupassen und sogar Risiken einzugehen.“

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Markus Stenz. [Foto: Shanghai Observer]

Die Grundstimmung von „Tod und Verklärung“ sei gänzlich anders. „Wenn ein Mensch seinem Lebensende nahe ist, blickt er auf sein Leben zurück. Der Herzschlag wird unregelmäßig, Erinnerungen ziehen wie in einem Kaleidoskop vorüber – mit schmerzhaften Kämpfen, aber auch flüchtigen Momenten des Glücks. Am Ende geht alles in Läuterung und Verklärung über und mündet in die Freude und Ruhe der Vereinigung mit dem Universum.“

Neben seiner Expertise für Wagner gilt Stenz auch als herausragender Interpret der Werke von Strauss. „Sein Schreiben entspricht dem Wesen der Instrumente; ob Harmonik, Orchestrierung oder Melodik, alles wirkt natürlich und passend. Wenn man die Musiker fragen würde, ob sie lieber Mahler oder Strauss spielen, würden sie sich vielleicht für Letzteren entscheiden, weil es sich einfach flüssiger spielt.“

Scherzhaft fügte Stenz hinzu, während man bei anderen Komponisten intensiv in die Partitur eintauchen müsse, sei dies bei Strauss nicht nötig. „Es ist, als hätte er diese Arbeit bereits für einen erledigt. Die einzige Aufgabe des Dirigenten ist es dann, zu verhindern, dass die Musiker zu sehr darin versinken.“

„Er ist wie ein weit aufragender Leuchtturm.“ Stenz, der bei Leonard Bernstein studierte, beschreibt dessen musikalische Begabung als breit und umfassend; er beherrsche nicht nur das Dirigat, sondern könne auch komponieren. „Seine Musik ist frei, lebendig und voller Vitalität. Man muss kreativ sein, um sie lebendig an das Publikum zu vermitteln.“

Von 2003 bis 2014 war Markus Stenz Chefdirigent und Musikdirektor des Gürzenich-Orchesters Köln und führte das nahezu 200 Jahre alte Ensemble in eine neue Ära. Gleichzeitig war er Musikdirektor der Oper Köln.

Die Aufführung des vollständigen „Rings des Nibelungen“ durch die Oper Köln in Shanghai im Jahr 2010 erzeugte enormes Echo. Diese Erfahrung ist für Stenz bis heute unvergesslich. „Wir blieben drei Wochen in Shanghai. Es war ein außergewöhnliches Kulturprojekt, das wie eine Brücke die musikalischen Seelen Chinas und Deutschlands verband.“

Nach zahlreichen Besuchen beschreibt er Shanghai und seine Bewohner als „voller Energie“. „Diese Energie speist sich nicht nur aus dem kulturellen Erbe, sondern vor allem aus dem Glauben der Menschen an die Zukunft. Sie glauben stets daran, dass das Leben noch besser werden kann.“

 

Ein Beitrag von Shanghai Observer.