Vom Druck zum Impulsgeber – woher stammt Shanghais wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit?

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Das Jahr 2025 ist bald vorbei. Der Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung Shanghais in diesem Jahr offenbart Schlüsseldaten, die nicht nur die Errungenschaften des 14. Fünfjahresplans, sondern auch die Startimpulse für den 15. Fünfjahresplan verdeutlichen. Welche Erkenntnisse liegen hinter ihnen? Woher stammt Shanghais wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit?

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Foto von Doubao AI.

Am Dienstag wurden Shanghais Einzelhandelsumsatzdaten für November veröffentlicht. Obwohl das monatliche Wachstum im Vergleich zum Vormonat nachließ, setzte der kumulierte Anstieg seinen Aufwärtstrend fort. Von Januar bis November erreichte der Gesamtumsatz im Einzelhandel 1,521293 Milliarden Yuan, was einem Zuwachs von 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Die globalen Unsicherheiten und externen Herausforderungen verstärkten den Druck auf Shanghais Wirtschaft im Jahr 2024. Zu Beginn des Jahres 2025 wurde die Konsumförderung daher zur obersten wirtschaftspolitischen Priorität. Dies ist für eine Metropole wie Shanghai gar keine leichte Aufgabe. Doch Shanghai findet einen Weg vom Druck zum Impulsgeber.

Förderung der Nachfrageseite mit Schwerpunkt auf den Nischenmärkten

Die Konsumfreudigkeit in Shanghai ist ausgeprägt. Ein Vergleich der Einzelhandelsdaten zeigt: In den letzten elf Monaten entfielen auf Shanghai 23,2 Prozent des nationalen Umsatzes mit Bekleidung und Schuhen, 10,9 Prozent mit Gold, Silber und Juwelen und 14,9 Prozent mit Gebrauchsartikeln. Die höchste Quote erreichte jedoch eine möglicherweise überraschende Kategorie: Kosmetik.

Die Umsätze mit Kosmetik stiegen von Januar bis November um 5,7 Prozent auf 130,609 Milliarden Yuan. Damit übertraf das Wachstum nicht nur das von Bekleidung, Gebrauchsartikeln und Autos, sondern der Gesamtumsatz belegte unter neun statistisch erfassten Warengruppen den vierten Platz. Dieser Wert entspricht über 30 Prozent des nationalen Kosmetikumsatzes.

Allein mit dieser vergleichsweise kleinen Kategorie schrieb die Stadt eine Erfolgsgeschichte auf dem chinesischen Konsummarkt. Dahinter steckt ein gezieltes Maßnahmenpaket.

Von Januar bis Oktober 2025 wurden insgesamt 848 „First Stores“ in Shanghai geöffnet, darunter 275 im Einzelhandel. Davon feierten 147 Marken ihre Welt-, Asien- oder China-Premieren. Die Marken stammten aus verschiedenen Ländern und Regionen, darunter den USA, Frankreich, Italien, Großbritannien, Südkorea und Deutschland.

Um den Konsum weiter zu fördern, vereinfachte die zuständige Regierungsbehörde das Prüfungsverfahren für die importierten Konsumgüter. Allein im ersten Halbjahr nutzten 14 multinationale Unternehmen mit über 20.000 neuen Produkten von 20 Marken diese Gelegenheit, um in den chinesischen Markt einzutreten.

Social-Media-Plattformen mit Heimatbasis in Shanghai wie RedNote (Xiaohongshu) und Bilibili verstärken die Reichweite lokaler Kosmetikmarken. Start-ups werden in Nischenmärkten zu neuen Stars, und die Plattformen selbst finden tragfähige Geschäftsmodelle in diesem dynamischen Markt.

Tourismus-Boom in Wirtschaftskraft umgesetzt

Durch die kontinuierliche Lockerung der Visumregelungen Chinas übertraf die Zahl ausländischer Touristen in Shanghai in den ersten zehn Monaten 2025 bereits die des gesamten Vorjahres. Auch die Zahl inländischer Besucher erreichte neue Rekorde. Während der achttägigen Nationalfeiertage im Oktober empfing Shanghai 25,485 Millionen Touristen, was einem Plus von 19,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Touristen erleben Shanghai als eine Stadt, in der immer viel los ist. Allein während der Internationalen Konsumsaison „Sommer in Shanghai“ für das Jahr 2025 fanden über 300 Veranstaltungen statt.

Optimierte Richtlinien zur Steuerrückerstattung bieten ausländischen Besuchern zusätzliche Kaufanreize. Über 1.700 Geschäfte in Shanghai bieten den Service an, darunter traditionsreiche Läden, lokale Besonderheiten, Einkaufszentren und internationale Luxusmarken. Viele zentrale Rückerstattungsstellen bieten bereits eine vollständige Online-Abwicklung per App an, mit sofortiger Rückzahlung auf Alipay.

Bis September 2025 erhielten fast 100.000 Touristen aus 179 Ländern und Regionen die Rückerstattung. Die Verkäufe im Rahmen des Programms stiegen um 83,8 Prozent, die Rückerstattungssumme um 82,9 Prozent. Die Verkäufe mit sofortiger Steuerrückerstattung explodierten sogar um das 21-Fache. Shanghai führt damit landesweit in diesem Bereich.

Direkt zu den Verbrauchern: Gezielte Politik wendet den Trend

Der Vergleich der Konsumdaten über das Jahr zeigt unterschiedliche Trends in verschiedenen Kategorien. Neben saisonalen und marktbedingten Faktoren trugen hier auch Shanghais gezielte, verbraucherorientierte Förderpolitiken wesentlich zum Wachstum bei.

Im ersten Quartal 2025 lagen die Autoverkäufe bei nur 32,243 Milliarden Yuan. Dies war ein starker Rückgang, sogar hinter Kosmetik und Gebrauchsartikeln. Im April reagierte die Stadt mit neuen Maßnahmen: Das Subventionsprogramm für den Autoumtausch wurde auf Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen ausgeweitet, Stadtbezirke fügten eigene Zuschüsse hinzu. Dies entfachte einen ersten „Frühling“ im Automarkt. Der Rückgang verlangsamte sich deutlich, und Juli, August und September verzeichneten bereits wieder positives Wachstum, mit einem Anstieg von 32,3 Prozent im August, was eine deutliche Trendwende markierte.

Von Subventionsprogrammen profitierten auch Haushaltsgeräte & Unterhaltungselektronik, Kultur- & Büroartikel sowie Kommunikationsgeräte. Ab dem zweiten Quartal beschleunigte sich das Wachstum in diesen drei Kategorien deutlich. Von Januar bis September lagen sie mit Wachstumsraten von 28,2 Prozent, 24,1 Prozent und 9,2 Prozent an der Spitze der statistisch erfassten Warengruppen.

Auch die Gastronomie durchlief 2025 eine Erholungsphase. Der Umsatz im November (15,359 Milliarden Yuan) verzeichnete ein minimales Minus von 0,5 Prozent und setzte den positiven Oktober-Trend nicht fort. Verglichen mit Jahresbeginn hat sich der monatliche Rückgang jedoch deutlich verringert, und die kumulierte Kurve zeigt weiter nach oben.

Hinter dieser Stabilisierung stehen gezielte Maßnahmen zur Förderung und Optimierung der Branche sowie zur Entlastung der Unternehmen. Sie lenkten nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch zahlende Gäste in die Restaurants.

Shanghais Konsummarkt zeigt durch die Kombination aus inhärenter Stärke in Schlüsselsektoren, attraktiver Tourismus- und Einzelhandelspolitik sowie präzisen, verbrauchernahen Subventionen bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und liefert bedeutende Impulse für Chinas Volkswirtschaft.

 

Ein Beitrag von Shanghai Observer.