Die beiden großen Messen für Computerspiele: Gilt die Gamescom als Vorbild für die ChinaJoy?

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Die Gamer auf der Gamescom 2025 in Köln testen ein neues Produkt, 24. August 2025. [Foto: IC]

Die Gamescom in Köln - die weltweit größte Messe für Computerspiele, ist vor einigen Tagen zu Ende gegangen.

Statistiken zufolge verzeichnete die Live-Übertragung der Eröffnungsveranstaltung mehr als 72 Millionen Zuschauer, während noch 357.000 Menschen die Messe vor Ort besuchten.

Schenken wir unsere Aufmerksamkeit auf die Spielemesse am Huangpu-Fluss: Die viertägige ChinaJoy, die im letzten Monat stattfand, zog mehr als 410.300 Besucher an, was einem Anstieg von 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Im Vergleich zur Spielemesse am Rhein hat die ChinaJoy scheinbar eine größere Anziehungskraft. Somit stellt sich die Frage: Bleibt die Gamescom noch der unangefochtene König der Spielemessen?

Die Antwort lautet ja. Und langfristig gesehen gilt die Kölner Messe als gutes Vorbild für die in Shanghai. Doch was kann die ChinaJoy von der Gamescom lernen? Die Antwort lässt sich aus den Marktbedürfnissen und der Nachwuchsförderung zusammenfassen.

Der Spielemarkt im Wandel: Von Mobile zu AAA

Mehr im Gleichen, aber anders - so ist das aktuelle Angebot des chinesischen Spielemarktes. Trotz der Vielfalt der Themen dominieren auf dem Binnenmarkt Mobil- und Browser-Games, während die meisten neuen Spiele auf dem globalen Markt für PCs oder Spielkonsolen entwickelt wurden.

Kurz gesagt, das Angebot auf dem chinesischen Spielemarkt gilt seit langem als ein „Sonderfall“.

Laut dem Forschungsbericht der chinesischen Spieleindustrie vom Januar bis Juni 2025 liegt nun die Zahl der Gamer im Land bei nahezu 679 Millionen. Dies entspricht nur einer Zunahme von 0,62 Prozent im gleichen Zeitraum. Der Markt der Konsolenspiele verhält sich jedoch ganz anders: Trotz seines niedrigen Marktanteils verzeichnet er einen deutlichen Zuwachs von 29,78 Prozent. Die Wichtigkeit dieses Nischenmarktes spricht für sich.

Die höchsten Auszeichnungen in der Branche werden meist für AAA-Spiele verliehen (AAA steht für drei „A lot of“: A lot of time, A lot of money und A lot of resources). Wenn auch viele plattformübergreifende Spiele diesen Standard erreichen, halten die inländischen Gamer die AAA-Spiele immer für Konsolenspiele, was ihre Erwartungen an Produkte von hoher Qualität widerspiegelt.

Von „Black Myth: Wukong“, das seit der Veröffentlichung seines ersten Teaservideos im Jahr 2020 bereits Furore machte, über „Phantom Blade ZERO“, das eine vierstündige Warteschlange zum Testen auf der ChinaJoy auslöste, bis hin zu „Black Myth: Zhong Kui“ auf der Gamescom in Köln, erfreuen sich die Konsolenspiele wachsender Beliebtheit.

Wer den Anschluss verliert, verliert auch den Nischenmarkt. Um mehr Gamer anzuziehen, müssen die Spielemessen wie die ChinaJoy, die einst durch Mobil- und Browser-Games eine hohe Besucherzahl verzeichnete, im Einklang mit dem Markttrend gehen und sich an den Wandel anpassen.

Nachwuchsförderung als Schlüssel

An der diesjährigen Messe in Köln nahmen 1.568 Aussteller aus 72 Ländern und Regionen teil, 70 Prozent von ihnen waren internationale Player. 50 chinesische Spielehersteller versammelten sich in der südwestdeutschen Stadt, zehn mehr als bei der letzten Ausgabe.

Shanghai ist nicht nur der Veranstaltungsort von ChinaJoy, sondern hier sind auch viele landesweit führende Spieleunternehmen hier ansässig, darunter z. B. miHoYo, Lilith Games, Papergames, Hypergryph und Bilibili. Die Betriebseinnahmen der Computerspiele-Industrie sind seit 13 Jahren in Folge gewachsen.

Aber trotz dieses Aufschwungs bleibt das Angebot an hochwertigen Spielen immer noch eingeschränkt. Dabei hätten die reiche Kultur und die große Zahl an IT-Talenten eigentlich ideale Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung bieten können.

Ein Grund für die vergleichsweise geringe Output-Menge liegt in der Struktur der Branche. In Japan gibt es viele Berufsschulen für die Entwicklung von Games. In China hingegen kommen viele Entwickler mit einem allgemeinen Studium im Fachbereich Informatik erst in das Arbeitsfeld mit der Spieleentwicklung in Berührung. Es gibt kaum außeruniversitäre Ausbildungsangebote.

Shanghai unternimmt jedoch Schritte, um die Lage zu verbessern. So wurde Ende letzten Jahres im High-Tech-Park Caohejing, wo über 60 Prozent der führenden Spielehersteller der Stadt ansässig sind, ein Inkubator für die Entwicklung von Spielen und Animationen eröffnet. Bis heute ist er voll belegt.

Ausblick: Von der Nische zum Global Player

Die chinesische Spielebranche steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Es geht nicht mehr nur um Games, sondern zunehmend um hochwertige, internationale Titel. Der Weg dorthin führt über eine internationale Ausrichtung der Messen, mehr Investitionen in Konsolen- und PC-Spiele und nicht zuletzt über die gezielte Ausbildung des nächsten Entwicklernachwuchses. Die Gamescom 2025 hat gezeigt: China ist auf dem besten Weg, ein Global Player zu werden.

 

Quellen: Shanghai Observer, Süddeutsche Zeitung, kompiliert mit wichtigen Änderungen.