Hamburg: Deutschlands Tor zur Welt mit einer „Shanghaiallee“
Ein Blick auf die Shanghaiallee in Hamburg. [Foto: Ye Kefei/The Paper]
In Hamburg trägt eine Straße seit 2006 den Namen „Shanghaiallee“. Die Benennung erfolgte anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai. Am 29. Mai 1986 unterzeichneten beide Städte eine Partnerschaftserklärung und besiegelten offiziell die Partnerschaft.
Die Shanghaiallee ist nicht die einzige Verkehrsader in Hamburg mit ostasiatischem Bezug. In ihrer unmittelbaren Umgebung finden sich auch die Hongkongstraße und die Yokohamastraße – ein sichtbares Zeichen für die weltoffene Vernetzung der Hansestadt.
Hamburg gilt zu Recht als internationalste Metropole Deutschlands. Als zweitgrößte Stadt der Bundesrepublik und größter deutscher Seehafen teilt sie markante Gemeinsamkeiten mit Shanghai, das ebenfalls eine globale Hafenmetropole und Chinas zweitgrößte Stadt ist. Darüber hinaus ist Hamburg Deutschlands zweitwichtigster Finanzplatz und zählt zu den Städten mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit.
Als eine der drei verbliebenen deutschen Stadtstaaten – mit einem Status vergleichbar den regierungsunmittelbaren Städten Chinas – neben Berlin und Bremen, verkörpert Hamburg einen tief verwurzelten Geist der Freiheit und Unabhängigkeit. Trotz seiner imposanten Architektur und der Präsenz bedeutender Industrie- und Finanzinstitutionen besitzt die Stadt eine unverwechselbare Eigenart, die sie von anderen hoch entwickelten Metropolen unterscheidet.
Um dieses besondere Wesen zu verstehen, muss man die Geschichte der Hanse betrachten. Der Begriff „Hanse“ bedeutet im Deutschen so viel wie „Gemeinschaft“ oder „Bündnis“. Die Hanse wurde offiziell 1367 gegründet, ursprünglich als Schutzgemeinschaft der Kaufleute gegen Piraterie und ungerechte Zölle. Rasch entwickelte sie sich jedoch zu einem mächtigen Bündnis mit dem Ziel kommerzieller Expansion. Der Handel umfasste damals alle wichtigen Güter wie Salz, Fisch, Fleisch, Getreide, Wein, Pelze, Tuche, Vieh, Tran, Holz, Harz und Metalle.
Auf ihrem Höhepunkt zählte die Hanse bis zu 160 Mitgliedsstädte. Ihr Einflussbereich erstreckte sich von der norddeutschen Küste bis in Gebiete des heutigen Polens und des Baltikums, einschließlich bedeutender Städte wie Danzig und Riga.
Ein Blick auf Hamburg. [Foto: Ye Kefei/The Paper]
Obwohl die Hanse organisatorisch äußerst locker strukturiert war, ohne festgeschriebene Statuten oder zentrale Exekutive, hielt sie das gemeinsame Handelsinteresse zusammen. Diese marktwirtschaftliche Prinzipien verliehen ihr erstaunliche Vitalität. Über drei Jahrhunderte hinweg gehörten nur drei Städte durchgängig dem Bündnis an: Hamburg, Bremen und Lübeck. Der hanseatische Wohlstand prägte nachhaltig Hamburgs einzigartige Stadtsilhouette.
Diese Tradition der Offenheit bestimmte auch Hamburgs Beziehungen zu China. Bereits 1731 lief das erste Handelsschiff aus Guangzhou in den Hamburger Hafen ein und markierte den Beginn der Handelsgeschichte zwischen Hamburg und dem Reich der Mitte.
1982 empfing Hamburg die ersten chinesischen Frachter nach der Reform- und Öffnungspolitik. Seither entwickelte sich der Hafen zum wichtigsten Knotenpunkt für den Warenverkehr zwischen China und Europa und begleitete über vier Jahrzehnte das rasante Wirtschaftswachstum Chinas.
Als „Deutschlands Tor zur Welt“ teilt Hamburg mit Shanghai nicht nur eine vergleichbare maritime und wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch den gemeinsamen Geist der Offenheit, der beide Städte eng verbindet.
Quelle: The Paper, kompiliert mit wichtigen Änderungen