Vom Segler zum China-Experten: Wie er ein deutsches Unternehmen in Shanghai zum Erfolg führt
Michael Bormann, CEO der bdp Group. [Foto: Shanghai Observer]
Bei hochsommerlichen Temperaturen empfängt Michael Bormann im German Centre Shanghai Besucher im makellosen Anzug. „Hier spürt man nicht nur eine Hitzewelle, sondern auch steigende Auftragszahlen“, bemerkt der über 60-jährige deutsche Unternehmer schmunzelnd.
Als Gründungspartner und CEO von bdp Group (bdp Bormann Demant & Partner) verkörpert Bormann selbst die engen deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen – vom Segler in Hamburg zum Firmengründer in Shanghai.
Sein Engagement in China ist ein zentraler Pfeiler seiner Unternehmensstrategie. Mehrmals jährlich pendelt Bormann zwischen Deutschland und China. Nach seiner Ansicht ist dem Unternehmen das Geschäft auf dem chinesischen Markt von großer Bedeutung. Diese Bedeutung spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Mit 73 Milliarden Euro übertrafen die deutschen Direktinvestitionen in China im ersten Halbjahr 2024 bereits die Gesamtsumme des Vorjahres (65 Milliarden Euro). Auf dem Jahrestreffen des Chinesischen Hochrangigen Entwicklungsforums im März 2025 signalisierten zudem Führungskräfte von deutschen Konzernen wie Mercedes-Benz, BMW, Bosch und der Deutschen Bank ein deutlich verstärktes Engagement im Reich der Mitte.
Diese Entwicklung überrascht Bormann jedoch nicht. Seit über einem Jahrzehnt beobachtet er, wie sich die Erschließung des chinesischen Marktes vom „Chance“ zum „Muss“ für internationale Unternehmen wandelte. Als Wegbereiter ebnet er zahlreichen europäischen Firmen den Weg nach China.
Seine eigene Karriere begann weit entfernt von Bilanzbüchern: Mit 16 Jahren arbeitete Bormann als Segellehrer an einer Hamburger Segelschule. Vom Anfängerunterricht für Jugendliche über den Unterricht für Fortgeschrittene stieg er bis zum höchsten Trainerschein auf, wechselte in die Schulleitung und übernahm schließlich die Geschäftsführung. „Da in meiner Familie nicht viele Unternehmer waren, musste ich zuerst das Management systematisch lernen“, erklärt er seinen Werdegang. 1989 legte er mit der Promotion an der Universität Hamburg den Grundstein für die internationale Laufbahn.
1992 gründete er gemeinsam mit Andreas Demant die Beratungsfirma bdp Bormann Demant & Partner. Heute bietet das Unternehmen mit Standorten in 13 internationalen Metropolen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Finanzen, Recht und Maschinenbauteilebeschaffung an. Die wegweisende Entscheidung, nach China zu expandieren, trafen Bormann und seine Partner 2012.
„Unser Markteintritt in China im Jahr 2013 erfolgte nicht als Erste, aber zum genau richtigen Zeitpunkt“, so Bormann. Nach den Olympischen Sommerspielen 2008 in Beijing und der Weltausstellung 2010 in Shanghai sei die „China-Chance“ weltweit erkannt worden. Doch hinter dem „Goldrausch“ lauerten Herausforderungen: „Das zwang uns, uns mit der Frage zu beschäftigen: Was genau wollen wir in China erreichen?“ Bormann identifizierte typische Hürden für ausländische Unternehmen, die den chinesischen Markt eintreten wollen: Finanzen, Steuern, Recht, Geschäftspraxis, Sprachbarrieren und Kulturunterschiede. Genau hier setzt der firmeneigene bdp China Desk mit maßgeschneiderten Lösungen an.
Michael Bormann und seine Mitarbeiter. [Foto: Shanghai Observer]
Mit Niederlassungen in Tianjin, Shanghai und Qingdao etablierte sich bdp vor Ort. „Innerhalb der europäischen Arbeitszeit bieten wir Service auf Deutsch. Anfragen unserer Kunden besprechen wir unmittelbar mit unserem lokalen Team in China, um die bestmögliche Lösung zu gewährleisten“, erläuterte Bormann den Strategiewechsel vom „Remote-Service“ zur lokalen Präsenz. Kerndienstleistungen wie Wirtschaftsprüfung, Beratung und Lieferkettenmanagement werden nun direkt aus China erbracht – als „Begleiter vor Ort“.
Ob als Segler, Trainer oder nun als Unternehmer – Bormanns Weg ist geprägt von der Bereitschaft, immer wieder neue Wellen zu brechen. Entscheidend sei es, „jeden Schritt konsequent zu gehen“. Für ihn liegt die Faszination des chinesischen Markts nicht nur in seiner allgemeinen Popularität, sondern vor allem in seiner Tiefe und Komplexität. Erfolg für ausländische Firmen bedeute mehr als nur Markteintritt – es gehe um echte Integration.
Die Welt des Segelns lässt ihn nicht los. „Ich kenne die Olympiasiegerin Xu Lijia, eine Shanghaierin. Ihre Geschichte ist wirklich beeindruckend!“, sagte Bormann. Obwohl er der Segelsportikone nie persönlich begegnete, verbindet sie dieselbe Antriebskraft: „Der Geist des Segelsports – er treibt uns an, Wind und Wellen zu trotzen und mutig voranzuziehen.“ Ein Geist, den Bormann nun weiterträgt.
Quelle: Shanghai Observer, kompiliert mit wichtigen Änderungen