Julia Meier: Mein Praktikum an der Caoyang No.2 Highschool
Julia Meier kommt aus Deutschland und macht ihren Masterstudiengang in Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Philosophie und Germanistik. Sie ist eine fröhliche, lächelnde Frau, die immer davon träumt, eine herausragende Lehrerin zu werden. Im April 2024 kam sie zum ersten Mal nach China, um ein dreimonatiges pädagogisches Praktikum an der Caoyang No.2 Highschool zu absolvieren. Was bedeutet diese Reise durch Kulturen und Sprachen für sie? Wie wurde sie im Klassenzimmer, auf dem Campus und in der Stadt geprägt und berührt? Werfen wir jetzt einen Blick auf ihre Erfahrungen in der ostchinesischen Metropole Shanghai!
Hinweis: Der folgende Artikel (mit Fotos) wurde vollständig von Julia Meier übernommen.
Mein Praktikum an der Caoyang No.2 Highschool
Julia Meier in ihrem Büro.
Im Rahmen meines Lehramtsstudiums hatte ich die einmalige Gelegenheit, ein zweimonatiges Praktikum an der Caoyang No.2 High School in Shanghai zu absolvieren. Diese Erfahrung war nicht nur fachlich äußerst bereichernd, sondern auch persönlich prägend und horizonterweiternd. Die Kombination aus schulischem Alltag und kulturellem Austausch hat das Praktikum für mich zu einer unvergesslichen und inspirierenden Zeit gemacht.
Die Caoyang No.2 High School ist eine angesehene Schule und hat mich durch ihre moderne Ausstattung, ihr engagiertes Kollegium und das hohe Leistungsniveau der Schüler stark beeindruckt. Die Schule legt großen Wert auf Internationalität und fördert aktiv den interkulturellen Austausch, was sich insbesondere in ihrer Offenheit gegenüber internationaler Praktikanten und Austauschprogrammen widerspiegelt: Von Beginn an wurde ich herzlich im Kollegium aufgenommen und als vollwertiges Mitglied des schulischen Lebens behandelt. Die Kollegen standen mir stets unterstützend zur Seite und gaben mir wertvolle Einblicke in das chinesische Bildungssystem sowie in ihre Unterrichtspraxis. Ein zentraler Bestandteil meines Praktikums war die eigenständige Unterrichtsplanung und -durchführung. Ich durfte jede Woche mehrere Deutsch-Unterrichtsstunden eigenverantwortlich halten. Dabei konnte ich verschiedene didaktisch-methodische Konzepte ausprobieren und an die kulturellen Besonderheiten des chinesischen Schulalltags anpassen.
Julia Meier und Herr Zhou Fei, Direktor der Caoyang No.2 Highschool.
Die Schüler zeigten sich durchweg motiviert, interessiert und wissbegierig. Besonders bereichernd war der kulturelle Austausch, der sich sowohl im Unterricht als auch im persönlichen Gespräch entfaltete. Ich konnte viel über das chinesische Denken, die Lebensrealität junger Menschen in Shanghai sowie über die Erwartungen an Lehrkräfte im chinesischen Kontext lernen. Gleichzeitig brachte ich Aspekte der deutschen Sprache und Kultur ein, was zu spannenden Diskussionen und neuen Denkanstößen auf beiden Seiten führte. Die Schüler haben mich mit ihrer Lernfreude und Neugier inspiriert und nachhaltig begeistert. Ich bin sehr stolz auf sie!
Das Praktikum hat meinen pädagogischen Horizont enorm erweitert. Ich habe gelernt, mich auf neue kulturelle Kontexte einzulassen, flexibel und sensibel auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen einzugehen und meinen Unterricht interkulturell auszugestalten. Die Erfahrung, in einem mir zunächst fremden Bildungssystem zu unterrichten, hat mein Selbstvertrauen als angehende Lehrkraft gestärkt und meine interkulturelle Kompetenz maßgeblich gefördert. Abseits des Unterrichts hatte ich die Gelegenheit, Shanghai und die chinesische Kultur intensiv kennenzulernen – sei es durch Schulveranstaltungen, Ausflüge mit Kollegen und Schülern oder den Austausch mit Einheimischen. Die Offenheit, Neugier und Herzlichkeit meiner Kollegen haben mir den Einstieg enorm erleichtert und mich tief berührt.
Julia Meier unterrichtet Deutsch.
Mein Praktikum an der Caoyang No.2 High School in Shanghai war in jeder Hinsicht eine rundum wunderbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Es hat mir nicht nur wichtige Einblicke in ein anderes Schulsystem ermöglicht, sondern auch meine Perspektive auf Bildung, Kultur und pädagogisches Handeln nachhaltig verändert. Ich bin dankbar für die vielen Begegnungen, das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, und die Möglichkeit, über mich hinauszuwachsen. Dieses Praktikum war ein bedeutender Meilenstein auf meinem Weg zur Lehrkraft – fachlich wie persönlich.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich in dieser Zeit nicht nur als angehende Lehrkraft gewachsen bin, sondern auch als Mensch. Die Erfahrungen, die ich in Shanghai gesammelt habe, wirken noch lange nach – in meinem Denken, meinem pädagogischen Handeln und meiner Offenheit für das Neue.
Die Möglichkeit, regelmäßig eigenständig zu unterrichten, hat mir Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben. Ich habe gelernt, flexibel auf neue Situationen zu reagieren, Unterricht spontan anzupassen und Verantwortung für eine Lerngruppe zu übernehmen. Dabei war es besonders spannend, kreative Methoden zu entwickeln, die sprachliche Barrieren zu überwinden und interkulturelles Lernen zu fördern. Diese Herausforderungen haben mich gelehrt, lösungsorientiert zu denken und meinen Unterricht lebendig und schülernah zu gestalten.
Eine der wertvollsten Erfahrungen war die Begegnung mit den Schülern. Es entstand ein echter Austausch – getragen von Neugier, Respekt und echtem Interesse füreinander. Ich habe erfahren, wie viel pädagogische Beziehung ausmacht, und wie wichtig es ist, den Menschen hinter der Schülerrolle zu sehen. Diese menschliche Ebene – geprägt von Offenheit, Empathie und gegenseitiger Wertschätzung – war für mich besonders berührend und bestärkend.
Ich gehe aus dieser Zeit mit einer gestärkten Motivation und einer klareren Vorstellung davon, wie ich als zukünftige Lehrkraft wirken möchte: offen, reflektiert, zugewandt und mutig. Abseits des schulischen Kontextes habe ich durch das Leben in Shanghai viel über mich selbst gelernt. Das Eintauchen in eine andere Kultur, das Zurechtfinden in einer fremden Sprache und das Leben in einer pulsierenden Metropole haben mich herausgefordert, aber auch gestärkt. Ich habe gelernt, mich auf Neues einzulassen, mich selbst besser kennenzulernen und in mir selbst Stabilität zu finden – auch wenn vieles um mich herum ungewohnt war.
An der Tafel stehen die Abschiedsworte der Schüler an Julia: „Liebe Julia, wir werden dich vermissen!“
Zuletzt liegt mir eines noch auf dem Herzen: Ein besonderer Dank gilt meinen Kollegen, die mich von Anfang an mit großer Offenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft aufgenommen haben. Durch ihre geduldige Unterstützung, ihr Vertrauen und die vielen wertvollen Gespräche habe ich nicht nur viel über den Unterricht und das chinesische Schulsystem gelernt, sondern mich auch persönlich sehr wohl und willkommen gefühlt. Ich bin zutiefst dankbar für diese bereichernde Zusammenarbeit, die mir in bester Erinnerung bleiben wird.
Herzlichen Dank liebe Caoyang No.2 Highschool! Ich werde euch vermissen.
Quelle: Julia Meier