Nachhaltige Sanitärlösungen: Schweizer Architektin revolutioniert Toilettenkonzept in Shanghai

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Sophia Slingerland und eine Freundin von ihr nehmen die U-Bahn in Shanghai. [Foto: Shanghai Observer]

Wer Sophia Slingerland nicht kennt, würde die blonde Architektin kaum mit Toilettenentwicklung in Verbindung bringen. Doch die deutsch-schweizerische Pionierin – geboren in Hamburg, ausgebildet an der Technischen Universität Kaiserslautern – hat mit ihrem Team eine wasserlose Trockentoilette entwickelt. Den Kern ihrer Innovation, eine „Trocken-Vakuum-Toilette“, ließ sie 2022 in China als Gebrauchsmuster patentieren.

Ursprünglich träumte Slingerland von einer Karriere als Opernsängerin, bis sie sich nach einem Besuch der Basilika San Marco in Venedig für Architektur begeisterte.

Nach ihrem Master in Ingenieurwissenschaften gründete sie 2009 in Zürich Atelier Phi, ein Büro für kohlenstoffarme Architektur und Planung, das nachhaltige Baukonzepte mit ESG-Prinzipien (ESG steht für Environmental, Social, Governance) verbindet. „ESG bedeutet Kreislaufdenken – Energie, Nahrung, Verkehr und sogar Sanitärsysteme müssen geschlossene Kreisläufe bilden“, erklärt sie.

2017 zog Slingerland nach Shanghai, angezogen von Chinas Öko-Zielen. Ihre Karriere in China zielt darauf ab, dem Land beim Wassersparen zu helfen und das Prinzip der grünen Wirtschaft zu fördern. 2021 entwickelten Slingerland und ihr Team die „SHINE“-Toilette, die ohne Wasser und Strom auskommt. „Jeder Mensch verbraucht täglich 35 Liter Wasser nur zum Spülen – global ist das untragbar“, sagt Slingerland. Ihre Lösung nutzt recycelbare Materialien und eignet sich im Rahmen der Kohlenneutralität nicht nur für trockene Regionen, sondern auch für Schulen, Büros oder Baustellen.

Neben ihrer praktischen Arbeit engagiert sich Slingerland als Co-Vorsitzende des Salons für Internationale Nachhaltige Entwicklung der Tsinghua-Universität und tritt auf Foren wie der Klimawoche von Shanghai auf, um mit anderen Wissenschaftlern und Experten auseinanderzusetzen, wie man das Kreislaufdenken und die ESG-Theorien für eine nachhaltige Stadtentwicklung nutzen kann.

Seit fast einem Jahrzehnt lebt die Schweizer Architektin in Shanghai und ist schon von der weltoffenen chinesischen Metropole fasziniert. „Ich will hier etwas bewegen – ökologisch und nachhaltig.“ Mit ihrer Innovation beweist sie: Auch ein trockenes Thema kann Flügel verleihen.

 

Quelle: Shanghai Observer, kompiliert mit wenigen Änderungen