Die Liebe eines Deutschen zu chinesischen Kaffeebohnen
Die „Coffee Commune“ von Eric Baden in der Provinz Yunnan. [Foto: Shanghai Observer]
In der ostchinesischen Metropole Shanghai verbindet ein 59-jähriger Deutscher die Aromen der Provinz Yunnan mit der Welt. Eric Baden, der unter seinem chinesischen Namen Lin De’en bekannt ist und von allen liebevoll „Lao Lin“ genannt wird, hat sein Leben dem Kaffee aus der südchinesischen Provinz Yunnan verschrieben. Der Deutsche, seit Jahren in Shanghai ansässig und Besitzer einer Kaffeefabrik in der Stadt Pu’er, Provinz Yunnan, spürt deutlich den wachsenden internationalen Ruhm des chinesischen Kaffees.
Die Schicksalsbeziehungen zwischen einem Deutschen und der Provinz Yunnan
Eine Kaffeebäuerin aus der südwestchinesischen Provinz Yunnan beim Pflücken der Kaffeebohnen. [Foto: Shanghai Observer]
Badens Verbindung mit der Provinz Yunnan begann 2015 mit der systematischen Ausbildung zum Kaffeefachmann in Pu’er. Die atemberaubende Landschaft, die frische Luft, die hell scheinende Sonne, die kulinarische Vielfalt und der stolze kulturelle Reichtum der ethnischen Gruppen fesselten ihn sofort. Doch hinter der Idylle erkannte er die Herausforderungen: Trotz 130-jähriger Anbautradition dominierte der Export minderwertiger Rohbohnen. Rückständige Anbau- und Verarbeitungsmethoden, geringe Wertschöpfung und fehlende Marktmacht hielten die Einkommen der Kleinbauern niedrig. Als ausgebildeter Barista vor Ort fasste Baden einen Entschluss: Er wollte den Bauern helfen, ihre Existenzgrundlage zu verbessern.
Revolution der Erntemethoden
Der Schlüssel lag im Detail der Ernte. Traditionell wurden in der Provinz Yunnan oft unreife und reife Kirschen gemeinsam gepflückt – eine Praxis, die Baden radikal infrage stellte. Er führte das Konzept der selektiven Ernte ein: Nur vollreife Kirschen werden in mehreren Durchgängen geerntet, für Spitzenkaffee sogar einzeln per Hand. Diese aufwendige Methode kombinierte er mit deutlich höheren Abnahmepreisen. Das Resultat war ein doppelter Gewinn: Höhere Einkommen für die Bauern und gleichzeitig eine signifikante Qualitätssteigerung der Bohnen. Die zusätzlichen finanziellen Spielräume ermöglichen es den Bauern nun, verstärkt in nachhaltigen Anbau zu investieren – ein positiver Kreislauf entsteht.
Yunnans Kaffee erobert die Welt
Der 59-jährige Eric Baden macht Kaffee in seiner eigenen Coffee Commune. [Foto: Shanghai Observer]
Seit einem Jahrzehnt kämpft Baden gemeinsam mit anderen Kaffeeliebhabern für die internationale Anerkennung Yunnans als Ursprung für Spitzenkaffee. Ihr Erfolgsschlüssel liegt in der Teilnahme an globalen Fachwettbewerben mit den sorgfältig produzierten Bohnen aus der Provinz Yunnan. „Wir wollen der Welt zeigen: China kann ebenfalls hochwertigen Qualitätskaffee produzieren!“, betonte Baden.
Ein Meilenstein war der Silbermedaillen-Erfolg seines „Yunnan P86+“ beim renommierten Golden Bean ANZ Roasting Championship in Australien Ende 2019. Während 80 Punkte in der professionellen Cupping-Bewertung die Schwelle zum Spezialitätenkaffee markieren, sind eine Reihe von Top-Erzeugern aus Yunnan in der Lage, mittlerweile Spitzenwerte von 85 Punkten zu erreichen – ein klarer Beweis für die einzigartige Geschmackswelt des chinesischen Hochlandkaffees.
Vom Chemiemanager zum Kaffeepionier
Sein Herz für Yunnan schlägt auch in Shanghai: In seiner „Coffee Commune“ auf der Longyang-Straße in der Pudong New Area schuf Baden eine Bühne für den chinesischen Kaffee. Frische Yunnan-Arabica-Bohnen empfangen die Gäste am Eingang und die 250 Quadratmeter große Fläche widmet sich dem Thema Yunnan.
Dieser Raum ist das Ergebnis einer radikalen Lebenswende: 2012 kündigte Baden seine Position als Manager in der Chemieindustrie, gründete seine Marke „Coffee Commune“ und eröffnete 2018 sein erstes Café – heute an seinem jetzigen Standort. Als ausländischer Unternehmer lobte er die reibungslosen Abläufe: „Die Beantragung der Lizenzen und Genehmigungen war klar, transparent und standardisiert – ein sehr ausgereiftes Verfahren.“
Shanghai als zweite Heimat
Seit 2003 lebt Baden ununterbrochen im Kangqiao-Viertel in der Pudong New Area und scherzt, er sei ein „alter Pudonger“. Seine Tochter ist hier aufgewachsen. Wenn er nicht in seiner Pu’er-Fabrik ist, genießt er die häusliche Ruhe. Dass China sein Lebensmittelpunkt werden würde, hätte er sich in den 1990er Jahren, als er mit rudimentären Chinesischkenntnissen ankam, nie träumen lassen. Es war der Spirit des Landes, der ihn hielt. Er erinnerte sich an eine Dienstreise 1999: Die Busfahrt vom Jing’an-Tempel nach Kangqiao dauerte damals über zwei Stunden. Die heutige Pudong New Area ist eine andere Welt: „Jetzt haben wir die U-Bahn vor der Haustür, Supermärkte und kleine Läden – alles ist superpraktisch. Meine Tochter liebt Disneyland, und das ist auch nicht weit von unserem Zuhause entfernt.“
In der „Coffee Commune“ verkosten internationale Gäste nun das Ergebnis seiner Leidenschaft: Einen Kaffee, der die Seele Yunnans trägt und von der Brückenbauer-Rolle eines Deutschen erzählt, der in Shanghai seine Bestimmung fand.
Quelle: Shanghai Observer, kompiliert mit wichtigen Änderungen