Bayreuth in Shanghai: Erster Probetag für „Tristan und Isolde“ – Ein Blick hinter die Kulissen

german.shanghai.gov.cn| 2025-06-13

Als erstes Werk des Dreijahre-Opernplans „Bayreuth in Shanghai“ wird die 2022er Fassung von der Inszenierung „Tristan und Isolde“ des Bayreuth Festivals vom 4. bis 6. Juli ihre Shanghai-Premiere feiern. Die Aufführung steht unter der Leitung von Xu Zhong, einem der bedeutendsten Dirigenten in China, und wird von einer großen Anzahl der in- und ausländischen Sänger und Aussteller interpretiert.

Historischer Auftakt für ein ehrgeiziges Projekt

Am 10. Juni 2025, genau 160 Jahre nach der Uraufführung von Richard Wagners epochaler Oper „Tristan und Isolde“ in München, fiel in Shanghai der Startschuss für eine hochkarätige Produktion. Als Eröffnungswerk des auf drei Jahre angelegten Projekts „Bayreuth in Shanghai“ bereitet das Shanghaier Opernhaus die vielbeachtete Fassung des Bayreuth Festivals vor.

„An diesem symbolträchtigen Jahrestag“, betonte Xu Zhong zum Probenbeginn, „streben wir danach, dem Publikum ein authentisches ‚Tristan und Isolde‘-Erlebnis zu bieten – geprägt von tiefem emotionalem Ausdruck, einzigartigem Bühnenbild, starken philosophischen Bildern und einem fundierten Verständnis der Wagnerschen Musik.“

Xu Zhong: Vermittler zwischen Partitur und Publikum

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Der Dirigent Xu Zhong erzählt dem Publikum die philosophischen Gedanken von Richard Wagner während der Probeaufführung. [Foto: Shanghai Observer]

Am ersten Probentag waren nicht nur die Mitglieder des Ensembles, sondern auch zahlreiche begeisterte Opernfreunde mit dabei. Xu Zhong nutzte die Gelegenheit, während seiner Arbeit immer wieder die Tiefgründigkeit dieses Werks zu vermitteln.

Der 26-jährige Zong Zheng nahm sich extra frei: „Bei Wagner verschmilzt die menschliche Stimme wie ein weiteres Instrument mit dem Orchesterklang“, schwärmte er. „Sie ergänzen sich gegenseitig und erreichen eine wunderbare Balance.“ Xu Zhong fungiert somit nicht nur als musikalischer Leiter, sondern auch als kundiger Botschafter Wagnerscher Klangwelten.

Wagners Revolution: Der unsichtbare Erzähler im Klang

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Ein Bühnenfoto von „Tristan und Isolde“. [Foto: Shanghai Observer]

Wagner gilt als einer der revolutionärsten und tiefgründigsten Opernkomponisten der Musikgeschichte. Seine Konzeption des „Gesamtkunstwerks“ sprengte die Konventionen des 19. Jahrhunderts und katapultierte die deutsche Oper zu neuen Höhen.

„Tristan und Isolde“ (1857-1859), ein Schlüsselwerk seiner Reifezeit, ist berühmt für seine komplexe Harmonik, emotionale Tiefe und extreme Anforderungen an die Ausführenden. „Wagners Musik ist voller Komplexität und philosophischer Gedanken“, unterstrich Xu Zhong. „‚Tristan und Isolde‘ ist zweifellos ein Meilenstein in seinem musikalischen Schaffen.“

Trotz einer scheinbar schlichten Handlung treibe Wagner die Handlung durch seine ‚unendliche Melodie‘ und die kunstvolle Verwandlung und Verflechtung von Leitmotiven voran. Im Probenraum erläuterte Xu Zhong dem Publikum die Feinheiten verschiedener Abschnitte.

„Wagner setzt diese Motive präzise an dramatischen Wendepunkten ein“, erklärte er. „Die Musik wird so zum ‚unsichtbaren Erzähler‘ der Handlung. Durch Überlagerung und Veränderung der Motive baut sie die immense emotionale Spannung des Dramas auf – es geht um Sehnsucht, Begierde, Liebe, Schicksal, Tod und Erlösung.“

Zeitgenössische Vision für ein ewiges Drama

Die Inszenierung, die im Juli ihre Shanghai-Premiere feiert, stammt vom Team von Roland Schwab, Regisseur des Bayreuth Festivals. Sie verbindet die strenge Form des Bayreuther Originals mit modernen Ausdrucksmitteln. Dunkle Farbtöne und eine reduzierte Bühnenarchitektur treffen auf den Einsatz zeitgenössischer Projektionstechnik. Diese Mischung erschafft eine traumhafte und visionäre „Wagner-Welt“ und demonstriert die gelungene Synthese von klassischem Werk und moderner Ästhetik.

Internationale Besetzung für höchste Authentizität

Um größtmögliche Nähe zum Bayreuther Vorbild zu gewährleisten, setzt die Produktion auf eine international erfahrene Sängerriege. „Die internationalen Solisten, die zu uns kommen“, so Xu Zhong, „sind allesamt renommierte Kräfte der weltweiten Wagner-Szene. Einige bringen sogar Erfahrung ihrer jeweiligen Partie aus vorherigen Produktionen mit.“

Dies unterstreicht den Anspruch des Shanghai Opernhauses, Wagners Meisterwerk nicht nur technisch brillant, sondern auch mit dem nötigen stilistischen Tiefgang und realitätsnaher Bühnenpräsenz zu interpretieren. Die Vorfreude in der chinesischen Metropole auf diesen kulturellen Höhepunkt des kommenden Sommers ist bereits jetzt greifbar.

 

Quelle: Shanghai Observer, kompiliert mit wichtigen Änderungen