„Der Frühling in Shanghai“: Ein Musikfestival der globalen Begegnung

german.shanghai.gov.cn| 2025-04-12

Am Abend des 9. April ging die 40. Ausgabe des Musikfestivals „Der Frühling in Shanghai“ zu Ende. Seit seiner Eröffnung vor Jahrzehnten hat sich das Festival zu einem der bedeutendsten kulturellen Leuchttürme Asiens entwickelt. In diesem Jahr boten 56 Hauptaufführungen und 13 Sonderveranstaltungen ein vielfältiges Programm, bei dem internationale Kooperationen mit über 30 Prozent den Schwerpunkt bildeten. Künstler aus mehr als zehn Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Japan – bereicherten das Festival mit ihrem Schaffen und schrieben so ein neues Kapitel des kulturellen Dialogs.

Klangfarben einer globalisierten Stadt

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Francesco Nicolosi [Foto: Shanghai Observer]

Der Geist des Musikfestivals spiegelte sich in jeder Note wider. Ein besonders symbolträchtiger Moment war der Auftritt des italienischen Pianisten Francesco Nicolosi, der mit seiner Interpretation des chinesischen Volkslieds „Der Himmel über dem befreiten Gebiet (chinesisch: 解放区的天)“ das Publikum elektrisierte. Nicolosi, bekannt für seine improvisatorische Leidenschaft, ließ während des Spiels eine Hand vom Klavier abheben, um das rhythmische Klatschen des Publikums zu dirigieren – eine Geste, die spontane Begeisterung und künstlerische Symbiose zugleich verkörperte.

Nicht weniger beeindruckend war die ungarische Sopranistin Rácz Rita von der Ungarischen Staatsoper, die mit ihrer Interpretation chinesischer Kunstlieder bewies, dass emotionale Tiefe keine Sprachgrenzen kennt. Ihr Vortrag, angereichert mit Nuancen ungarischer Volksmusik, hinterließ beim Publikum Gänsehautmomente.

Italienische Klangwelten und britische Dramatik

Italien stand in diesem Jahr im besonderen Fokus: Sieben Konzertformate – vom Kammerjazz über sinfonische Orchesterwerke bis hin zu experimentellen Folk-Fusion-Projekten – zeigten die Bandbreite italienischer Musikkultur. Dabei entstanden überraschende Kollaborationen, die traditionelle chinesische Melodien mit mediterraner Lebendigkeit verknüpften.

Ein Publikumsmagnet war auch die britische Musical-Produktion „Sturmhöhe“ (Wuthering Heights), die auf dem Kulturplatz Shanghai vier Aufführungen feierte.

Ein Bühnenfoto von „Sunset Boulevard“ [Foto: Shanghai Observer]

Ein weiterer britischer Klassiker war „Sunset Boulevard“ im AIA Grand Theatre an der Nordbund-Promenade. Die Produktion markiert das Comeback der britischen „Moonlight Lady“ Sarah Brightman, die nach drei Jahrzehnten erstmals wieder eine Musical-Hauptrolle übernimmt. Die 64-Jährige verkörpert die tragische Filmdiva Norma Desmond vor einer Kulisse, die das Glamour-Elend Hollywoods der 1950er-Jahre museal rekonstruiert – ein visuelles Spektakel, das bereits im Vorfeld für internationale Schlagzeilen sorgte.

Koproduktionen als Brückenbauer

Ein Bühnenfoto von „La Traviata“ [Foto: Shanghai Observer]

Ein Höhepunkt des Festivals bildete die gemeinsam mit dem finnischen Savonlinna-Opernfestival produzierte „La Traviata“. Die viertägige Abschlussaufführung (6. – 9. April) vereinte nordische Strenge mit asiatischer Ästhetik. Diese Produktion steht für Shanghaier Offenheit: Die Stadt holt weltweite Exzellenz hierher und trägt gleichzeitig chinesische Kunst in die Welt.

Ein Frühlingserwachen mit Nachhall

„Kunst ist kein Sololauf, sondern ein gemeinsamer Tanz der Kulturen“. Die diesjährige Ausgabe hat gezeigt, wie Shanghai als Schmelztiegel der Künste globale kreative Strömungen kanalisiert – und zugleich eigene Impulse setzt. Die im Frühlingshauch der Stadt gesäten Klänge, so die Hoffnung, werden weltweit weiterklingen.

 

Quelle: Shanghai Observer