Berliner Dirigent Leo Sibaldo gibt Meisterklasse für Nachwuchsgeiger in Changning
Am 6. Juni erfüllte der Klang von Streichinstrumenten den Multifunktionssaal im zweiten Stock des Gebäudes „Grünes Blatt“ im Kinderpalast von Changning. Leo Sibaldo, Chefdirigent der Berliner Sinfoniker, besuchte eine Probe des Streichorchesters der Shanghaier Dritten Mädchenschule und führte mit den jungen Musikerinnen einen grenzüberschreitenden künstlerischen Dialog.
Zu Beginn spielte das Orchester zwei Stücke: den ersten Satz der Holberg-Suite und den dritten Satz von Tschaikowskis Serenade für Streicher in C-Dur– eine Darbietung, die sowohl technische Präzision als auch musikalische Ausdruckskraft unter Beweis stellte. Anschließend trat Sibaldo mitten unter die Schülerinnen und begann eine spontane Meisterklasse.
„Als Musiker muss man auf die fließende Gestaltung der Phrasen achten. Gleichzeitig solltet ihr die Emotionen in den Werken tiefer erspüren, um eurer Interpretation mehr Freiheit und Vorstellungskraft zu verleihen“, betonte er und gab dabei sowohl künstlerische als auch technische Hinweise.
„Die Schülerinnen haben eine solide musikalische Grundlage. Für ihr Alter ist ihr Niveau wirklich beeindruckend. Durch den Austausch mit ihnen spüre ich, wie stark die künstlerische Bildung in Changning verankert ist – es überrascht mich sehr, mit welcher Hingabe die Schulen hier die musikalische Förderung vorantreiben“, lobte Sibaldo nach der Stunde und zeigte sich sichtlich begeistert.
Der deutsche Dirigent, Absolvent der Universität Mozarteum Salzburg, ist seit 1997 Chefdirigent der Berliner Sinfoniker, leitet zusätzlich das Slowenische Nationalorchester und fungiert als künstlerischer Direktor des Mendelssohn-Festivals. Mit seiner Expertise eröffnete er dem Orchester neue Perspektiven – von professionellen Spieltechniken bis zu Bühnenerfahrungen – und verhalf den Musikerinnen zu einer ausgereifteren Neuinterpretation der beiden Werke.
„Durch die Anleitung des Maestros habe ich mein Musikverständnis enorm erweitert – etwa im Hinblick auf internationale Interpretationstraditionen oder stilistische Gestaltung. Das war unglaublich bereichernd“
, schwärmte Chen Siqi, Mitglied des Orchesters. Als führendes Streicherensemble Shanghais konnte die Gruppe in den letzten Jahren zahlreiche Auszeichnungen gewinnen und wurde 2025 zum „Shanghai Spring“-Musikfestival eingeladen.
Parallel fand am Wochenende das nationale Finale des Chinesisch-Deutschen Beethoven-Jugendmusikfestivals für Klavier und Instrumentalensembles in Changning statt, bei dem Sibaldo als Jurymitglied mitwirkte.
„Ich war schon Dutzende Male in Shanghai – die Stadt fühlt sich wie eine zweite Heimat an. Mir geht es weniger um Wettbewerbe, sondern viel mehr um internationale Begegnungen durch Musik. Ich hoffe, dass immer mehr junge Menschen die Kraft der Klassik entdecken“, so der Dirigent.
Changning hat in den letzten Jahren mit seiner offenen, internationalen Ausrichtung ein lebendiges Kunstklima und Plattformen für globalen Austausch geschaffen. Dies ermöglicht Jugendlichen nicht nur Lernmöglichkeiten mit Weltklasse-Künstlern, sondern bereichert auch das kulturelle Leben der Stadt. Künftig will der Bezirk noch stärker auf internationale Kulturkooperationen setzen – etwa durch Festivals und Wettbewerbe – und so zur „Integration von Handel, Tourismus, Kultur, Sport und Nachhaltigkeit“ beitragen, um Shanghais Rolle als Metropole mit globaler Strahlkraft zu unterstreichen.
Quelle: Informationsbüro des Bezirks Changning