Traditionelle chinesische Gewänder erobern internationale Social-Media-Plattformen
Eine westliche Frau mit Hanfu und traditionellem chinesischem Make-up. [Foto: RedNote]
Während des vergangenen Drachenbootfestivals wurden in den historischen Gassen im Bezirk Songjiang in Shanghai ungewöhnliche Besucher gesichtet: Internationale Gäste erkundeten die alten Stätten in traditioneller chinesischer Kleidung wie Cheongsam (Qipao) oder Tang-Anzug.
„Das Gefühl, in aus Songjiang-Stoff gefertigter Kleidung durch die Altstadt zu laufen, machte mich zu einem Teil der Geschichte“, schwärmte ein Besucher. Das israelische Ehepaar Ella Bahat und Oded Eisner (deutsche Übersetzung aus dem chinesischen Origitaltext) trug im Guangfulin-Kulturpark Hanfu und äußerte den Wunsch: „Wir würden gerne noch einmal Hochzeit halten, in diesen wunderschönen Gewändern.“
Dieses Phänomen wird zunehmend zu einem charakteristischen Bild im chinesischen Tourismus. Gleichzeitig erfreuen sich Hanfu-Fotoshootings großer Beliebtheit bei ausländischen Gästen. Das bestätigt die Betreiberin eines Hanfu-Ateliers im Bezirk Xuhui: „Es macht mich sehr glücklich, internationale Gäste zu stylen und zu sehen, wie Hanfu weltweit immer mehr Anhänger findet.“
Patrick Köllmer (auch Wu Yuxiang genannt), ein berühmter deutscher Blogger mit Millionen Follower auf chinesischen Social-Media-Plattformen, zeigt ein Foto mit seinen Eltern, auf dem das Ehepaar traditionelle chinesische Kleidungsstücke trägt, die für Hochzeit geeignet sind. [Foto: Patrick Köllmer]
Ein regelrechter „Hanfu-Fototrend“ hat internationale Social-Media-Plattformen erfasst. Immer mehr ausländische Touristen teilen ihre Erfahrungen mit Hanfu in den sozialen Medien. Der deutsche Blogger Patrick Köllmer (chinesisch: 吴雨翔, Wu Yuxiang) organisierte Hochzeitsfotos im Hanfu-Stil für seine Eltern, für die er traditionelle rote Brautkleider der Ming-Dynastie besorgte. Als seine Mutter die phönixverzierte Krone und die prächtige Stola trug, kommentierte er: „Schönheit kennt keine Grenzen.“
Um der internationalen Nachfrage gerecht zu werden, bieten viele Anbieter mittlerweile zweisprachige Services, größere Konfektionsgrößen und sogar spezielle Stylings für ausländische Gäste an – etwa das Aufsprühen goldener Haarfarbe für einen „exotischen“ Touch. So verwandeln sich internationale Besucher nach dem Styling sofort in „elegante, klassische Schönheiten des Ostens“.
Was fasziniert internationale Gäste am Hanfu? Die aufwendigen Stickereien, die fließenden Schnitte und die komplexe Art des Ankleidens beeindrucken sie zutiefst. Viele Besucherinnen fühlen sich in Hanfu wie „Feen“, andere betonen: „Die Ästhetik des Ostens am eigenen Leib zu tragen, ist viel eindrucksvoller, als jahrhundertealte chinesische Gewänder im Museum zu betrachten.“
Der Franzose Eliot, der bereits im Louvre chinesische Touristen, die traditionelle chinesische Kleidung trugen, gesehen hatte, setzte das Tragen eines Hanfu auf seine To-Do-Liste während seines Aufenthalts in China. Er wählte ein tiefblaues, silber-wolkenverziertes Gewand, kombiniert mit einem Fächer – eine Erscheinung von großer Eleganz.
Die modegetriebene Überwindung kultureller Grenzen verwandelt Hanfu von einem „chinesischen Kulturerbe“ in eine „Weltsprache“.
Quelle: Shanghai Observer, kompiliert mit wichtigen Änderungen