Der berühmte deutsche Regisseur Wim Wenders tauscht sich mit dem Publikum aus und erzählt die Entstehungsgeschichte vom Film „Perfect Days“
Der von Wim Wenders verfasste und gedrehte Film „Perfect Days (Perfekte Tage)“ mit Koji Yakusho in der Hauptrolle kommt am 15. November in rund 200 Kinos im ganzen Land in die Kinos. Der Film wurde für mehrere renommierte Preise nominiert. Wie dreht ein deutscher Regisseur einen japanischen Film? Was macht den besonderen Reiz der Darstellung von Koji Yakusho aus?
Bei der Sondervorführung am 10. November unterhielt sich der Regisseur Wenders nach der Vorstellung mit dem Publikum. Er sagte: „Einen fiktionalen Film wie diesen in der Art eines Dokumentarfilms zu drehen, war eine Erfahrung, die mir bisher unbekannt war.“
Der 79-jährige Regisseur Wim Wenders wird als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen deutschen Kinos angesehen und hat zahlreiche Auszeichnungen von den drei großen internationalen Filmfestivals in Europa erhalten. Bis heute ist er weiterhin aktiv an vordersten Front der Filmproduktion tätig. In seinem neuesten Werk „Perfect Days“ handelt es sich um das einfache und zurückgezogene Leben eines Toilettenreinigers, Hirayama, sowie seine Lebensphilosophie. Die Einfachheit des Alltags führt ihn dazu, dankbar zu sein und vor sich hin zu lächeln. Der Film zeichnet sich nicht durch eine besonders starke Handlung oder einen dramatischen Konflikt aus. Fast schon dokumentarisch lernen die ZuschauerInnen Hirayama kennen, der die Einzigartigkeit eines Moments zu schätzen weiß, ohne diese Dankbarkeit jemals explizit zu äußern. Durch die einfache, aber detaillierte Linse beobachten die ZuschauerInnen seine alltäglichen Aufgaben und sein Leben. Es ist schwer vorstellbar, dass ein „japanischer“ Film von einem deutschen Regisseur innerhalb von 17 Tagen gedreht wurde.
Ein Szenenfoto vom Film „Perfect Days“ [Fotoquelle: Shanghai Observer]
Nach der Vorführung des Films kam Wenders pünktlich auf die große Leinwand, um die ZuschauerInnen aus einigen Städten wie Shanghai zu begrüßen. Jedes Mal, wenn ihm Frage gestellt wurde, gab er eine ausführliche Antwort und wartete geduldig auf das Dolmetschen. Danach lächelte er und sagte: „Ich habe eine(n) hervorragende(n) Dolmetscher(in).“
Der Regisseur Wim Wenders tauscht nach der Vorführung des Films mit den ZuschauerInnen aus [Fotoquelle: Shanghai Observer]
Obwohl der Protagonist des Films immer darauf besteht, Bücher auf Papier zu lesen, Kassetten zu hören und mit Film zu fotografieren, wies Wenders darauf hin, dass er nicht so sehr „gegen das technische kulturelle Leben kämpfen“ wolle. Er betonte: „Ich bin sehr dankbar für die digitale Technologie. Ich mag auch mein Smartphone, mit dem ich in den letzten zwei Jahren 50.000 Fotos gemacht habe.“ Er sagte, was er wirklich bekämpft, ist die Abhängigkeit von digitalen Geräten, weil sie zu viel Aufmerksamkeit erfordern. Wenn man nicht auf sein Handy guckt, fühlt man sich, als ob man etwas verpasst, was dazu führt, dass man „nicht wirklich im Hier und Jetzt leben kann“.
Als Wenders an die Entstehungsgeschichte des Films erinnerte, wurde er für einen Moment auch etwas gerührt. „Die Figur Hirayama entstand zunächst als ein Konzept in meinem Kopf. Danach schrieb ich das Drehbuch mit einem japanischen Autor, und er unterschied sich nicht von den fiktiven Figuren in meinen anderen Filmen“, sagte Wenders. Alles wurde geändert, als Koji Yakusho auftauchte. Nach einer Weile der Dreharbeiten schien er tatsächlich zu Hirayama zu werden. „Koji Yakusho überraschte mich, und an einem bestimmten Punkt wurde mir klar, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, wer eigentlich Koji Yakusho und wer Hirayama war. Plötzlich wurde aus einem fiktionalen Film ein Dokumentarfilm über eine reale Person in der Wirklichkeit.“
Quelle: Shanghai Observer